Les périphériques vous parlent N° 3
MÄRZ 1995
S. 8-12
deutsch
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 Generalstände für die Zukunft 
nach Jugend von Natur und Jugend von Kultur
nach Akteur und Interpret

Gegen die Verunsicherung Generalstände für die Zukunft

Wir versuchen jetzt, über unseren Standpunkt und unsere Vorhaben in vier Punkten zu argumentieren :

Under Class und Verunsicherung

Wir befinden uns mitten in einer Krise, einer langen Krise, die nach dem Sturz der „sozialistischen Länder des Ostens”, die westlichen Länder an die Schwelle eines Zivilisationsverfalles treibt. Das symbolische Datum des „Falles der Mauer” von Berlin, markiert nicht den Triumph des Kapitalismus, wie manche es gern glauben wollen. Im Gegenteil, der Liberalismus, der Ultra-Liberalismus à la Thatcher, à la Reagan hat nicht aufgehört, in den achtziger Jahren Armut, Ausgrenzung und Misere aller Art zu erzeugen. Die Frage der Verunsicherung beginnt sich jetzt allen fortgeschrittenen Industriestaaten zu stellen, besonders in Großbritannien und in Frankreich, um nur die Länder Europas zu nennen.

„Weniger Arbeitslosigkeit. Mehr Verunsicherung sind heute die Titel der Medien um zu bestätigen, was alle Ökonomen, alle Spezialisten sagen : Der Wachstum erzeugt keine Arbeitsplätze mehr, nur unsichere Arbeitsplätze, Teilzeitarbeitsplätze, die dazu bestimmt sind, künstlich die Arbeitslosenquote zu senken. Doch wenn die Arbeitslosigkeit als eine Krankheit der Gesellschaft erscheinen kann (zumindest kann man sich noch Abhilfe vorstellen), bedeutet die Verunsicherung ganzer Bevölkerungsschichten nichts anderes als die Geburt einer Zivilisation einer neuen Art, in der nicht mehr alle Bürger die Chancengleichheit, die Möglichkeit, zu leben, haben können. Der Rückschritt der Demokratie kündigt sich dadurch unausweichlich an. Betrachten wir uns dies etwas genauer.

Nach der heftigen Rechtfertigung der Unternehmenskultur in den achtziger Jahren, die die Grundlagen für die Marketing-Ideologie erstellt hat, die auf den Prinzipien von Produktivität, von Verantwortlichkeit, von Wettbewerbsfähigkeit beruht, haben das Ende dieses Jahrzehnts und der Beginn der neunziger Jahre eine maßlose Umstrukturierung der Unternehmen sich entwickeln sehen. Eine Umstrukturierung, die hauptsächlich eine massive Verringerung des Personals und in der Folge eine ständige Ausbreitung der Arbeitslosigkeit bedeutet.

Wir haben gesagt, dass man aus der Arbeitslosigkeit, mit Recht übrigens, das absolute Übel gemacht hat, doch man hat nicht sehr gut die Auswirkungen des Übels auf der Ebene des Lebens selbst ermessen. Der Ultra-Liberalismus (à la Thatcher) hat in Großbritannien die Anzahl der Haushalte, die sich unter der Armutsgrenze (weniger als 900 Francs pro Woche) befinden, von fünf Millionen im Jahre 1979 auf 14 Millionen im Jahre 1994 steigen lassen (Siehe Libération vom 16. und 17. Juli 1994, nach einer Statistik des Britischen Sozialministeriums).

Vom Jahre 1992 an scheint, ebenfalls in Großbritannien, die Arbeitslosenquote zu sinken. Gleichzeitig scheint der Wiederaufschwung zu beginnen. Was man weniger sagt, ist, dass die Arbeit, die die Arbeitslosigkeit zurückweichen lässt, eine sehr unsichere Arbeit ist ; es handelt sich meistens um Teilzeitarbeitsplätze. Was den Wiederaufschwung betrifft, so zeigt dieselbe Statistik des Britischen Sozialministeriums, dass im Jahre 1992 die 10 % der mindestbemittelten Haushalte (weniger als 520 Francs pro Woche) ihr Einkommen um 17 % haben sinken sehen, während das Einkommen der meistbemittelten 10 % um 62 % gestiegen ist. Man sieht da genau nicht nur, wem der Wiederaufschwung zugute kommt, sondern schlimmer noch, man kann sich vorstellen, dass die 62 % Steigerung der hohen Gehälter wahrscheinlich kaum in den Konsum gehen, sondern vielmehr, in jene „Wanderkapitalien” investiert werden, die nicht sehr produktiv sind, und das ist das mindeste, was man davon sagen kann. In einer vor nicht langer Zeit ausgestrahlten Fernsehsendung über die Arbeitslage in Großbritannien teilte ein Mann um die dreißig, der nach mehr als drei Jahren Arbeitslosigkeit endlich wieder eine Stellung (auf Halbzeit natürlich) gefunden hatte, den Verlust seiner Illusionen mit : Nicht nur bezog er ein Gehalt um die 3.200 Francs pro Monat, (in seiner vorherigen Stellung, drei Jahre zuvor, hatte er 8.200 Francs pro Monat verdient), aber außerdem hatte er nicht die geringste Garantie, sie zu behalten. Er konnte nur traurig abschließen : „Doch am Ende lieber das, als arbeitslos”.

Es besteht die Gefahr, dass die unsichere Arbeit mit befristeten Arbeitsverträgen sehr bald praktisch überall in Europa der Normalfall wird, und dies für eine sehr lange Zeit. Dieses Aufkommen der unsicheren Arbeit führt dazu, praktisch überall in den Vorstädten oder den Bronx der Städte eine Unterklasse der Gesellschaft, die Under Class, wie man sie schon in den USA nennt, hervorzubringen.

Die fortschreitende Formung einer Under Class muss unausweichlich den Zusammenhalt der Gesellschaft zerbrechen, indem sie den schlimmsten Auswüchsen Tür und Tor öffnet. Auf der einen Seite sind die sicheren Zonen immer mehr eingeengt : Zonen, in denen sich jene befinden, die noch eine verhältnismäßig garantierte Stellung haben (Arbeitgeber/Arbeitnehmer), werden bald von unsicheren Peripherien eingekreist sein. Man kann sich sehr wohl vorstellen, dass das Leben der Leute in den besseren Vierteln kaum zufriedenstellend ist, gleich wie hoch im Übrigen die Gehälter sein mögen.

Andererseits kann die Misere in den unsicheren Zonen nur die Unsicherheit nähren. Der Blade-Runner-Effekt wird durch diese allgemeine Verarmung klar sichtbar. Unten, auf ebener Erde, ein menschlicher Sumpf, der von einem Unter-Leben von Insekten wimmelt, mit der einzigen Erwartung, einen Tag länger durchzuhalten, während in pyramidenartigen Gebäuden (die die pyramidenartige Weisungsstruktur symbolisieren) besser gestellte Individuen sich eines vielleicht weniger von Zwängen erfüllten, aber kaum glänzenderen Lebens erfreuen, in der täglichen Furcht, ihrerseits in die Sümpfe der Armut geworfen zu werden.

Es ist das, was die fortschrittliche Industriewelt unter dem Vorwand eines geringeren Übels entstehen lässt, zunächst von einer ultra-liberalen Ideologie (die achtziger Jahre) unterstützt, und später von einem Sozial-Liberalismus (Tendenz der neunziger Jahre : „man sollte besser die Ecken abrunden”). Für uns im Gegenteil ist das das Schlimmste.

Gegen diese Art von Ausweitung einer Misere, eines programmierten Unter-Lebens rufen wir zum Widerstand auf.

Jawohl, wir rufen auf zu „widerstehen”, das Wort erscheint uns nicht zu stark, es ermutigt nur dazu, sich für das Leben zu entscheiden und Mensch zu bleiben. Es fordert dazu auf, sich nicht am Ende der Resignation anheim zu geben, die im Unter-Leben festhält. Es fordert einen Jeden dazu auf, da zu sein in seinem Leben mit seinem Leben, nicht daneben, es im Vorübergehen zu betrachten.

Wir laden all jene ein, die den Wunsch, sich eine Zukunft „zu machen” nicht völlig verloren haben, die etwas anderes wollen als zu warten, bis Ohnmacht, Müdigkeit, Faulheit oder Feigheit sie in einem Unter-Leben ohne Ziel begraben, „Bewegung zu machen” indem man gegen die „unmenschliche” Gefühlslosigkeit der Epoche, die starrköpfig nicht begreifen will, was dabei ist, uns in den Untergang zu treiben, den Widerstand aufnimmt.

Wir rufen die Jugend auf, gegen die Schicksalhaftigkeit einer Under Class aller Ausgegrenzten den Kampf aufzunehmen.


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Jugend von Natur und Jugend von Kultur
nach Akteur und Interpret

Jugend von Natur und Jugend von Kultur

Sicher, wir rufen die Jugend auf. Man müsste sie jedoch noch definieren, diese Jugend. Sie kann sich sicher nicht auf die Altersklasse der grosso modo 15 bis 28-jährigen beschränken. Dies ist natürlich eine Definition, die sich von selbst, „von Natur”, versteht, aber die, was uns betrifft, uns nicht passt. Wir wollen die Jugend anders suchen.

Wir schlagen vor, die Jugend „von Kultur” zu entdecken. Buchstäblich, sie, Maske nach Maske, Scheinbild nach Scheinbild zu entschleiern. Kurz : sie zu erfinden.

So „von Kultur” gesehen hat jedes Alter seine Jugend. Folglich, wäre ich 95 Jahre alt und blieben mir vier Tage zu leben, dann müsste ich mir sagen können, dass ich diese letzten vier Tage meines Lebens wie ein Jugendlicher oder wie ein Alter leben kann. Mit genauso viel Recht könnte das Verhalten eines Heranwachsenden, wäre er 14 Jahre alt, dem eines resignierten Greisen entsprechen. Dass man ihm daraus auf Grund seines Alters keinen Vorwurf machen kann - dass er z. B. schlecht ausgebildet worden ist -, ändert nichts an der Sache, außer gerade, dass man eine andere Art von Ausbildung suchen muss, die keine Kinder hervorbringt, die niemals eine Jugend haben können.

Für weitergehende Informationen verweisen wir auf die Argumente, die die Idee einer „Jugend von Kultur” unterstützen im Projekt : OBJEKTIV JUGEND”, das in der Nr. 2 der Zeitschrift Les périphériques vous parlent erschienen ist.

DIE AUFSTEIGENDE GENERATION

Wir rufen natürlich vor allen anderen die aufsteigende Generation (die, die zwischen 15 und 28 Jahre alt sind) auf, die Vorhut dieser Suche einer Jugend zu sein, die von Kultur aufgebaut werden muss. Diese Altersklasse muss in der allerersten Linie des Widerstandes gegen Ausgrenzung und gegen die Einrichtung von „Verunsicherungszonen” an den Rändern der Produktionswelt sein. Wenn nichts getan wird, finden sich die 15 bis 28-jährigen, und zweifellos in der Folge auch ihre kleinen Geschwister ganz angezeigt, die Under Class der Ausgegrenzten aufzufüllen.

- Diese Altersklasse hat noch nicht gearbeitet. Daher ist sie an erster Stelle sehr empfänglich für Argumente, die vorgeben, dass es natürlich ist, die Lehre durch „Ausbildungslehrgänge” zu verlängern, Lehrgänge, die ein äußerst geringes oder überhaupt kein Gehalt rechtfertigen sollen. Außerdem nützt diese Ausbildung „zu so gut wie nichts” und hat vor Allem kaum eine Beziehung zur Zukunft des Lehrlings, außer indem sie ihm vage Hoffnungen vorspiegelt, die meistens bald enttäuscht werden. In Wahrheit liefern solche Ausbildungslehrgänge entweder billige Arbeitskräfte, oder sie beuten die Arbeitskraft des Lehrlings für eine unbegrenzte Zeitspanne aus, ohne ihm eine Qualifikation oder eine echte Zukunftsperspektive zu bieten.

- An zweiter Stelle könnte, aus guten und sehr schlechten Gründen aller Art, die zu erraten nicht schwierig ist, vielen Arbeitgebern die Existenz einer billigen Masse von verunsicherten Personen sehr gelegen kommen, um die Gehaltsforderungen ihrer Angestellten zu kontern. Dass dies in unserer Epoche eine schlechte Rechnung seitens der Unternehmer ist, ändert nichts an der Sache.

All jene, die noch eine Jugend haben wollen, müssen der „Verunsicherung” widerstehen. Dieser Widerstandskampf, den man antritt, um sich eine Entwicklung (eine Zukunft entsprechend seiner Ambitionen) zu geben, muss sich auf ein Projekt gründen, zumindest auf das Projekt, durch seine Jugend von Kultur zu existieren. Das bedeutet, diejenigen, die keine Jugendlichen „von Natur” sind, nicht aus seiner Bewegung auszuschließen. Wir sagen es nochmals : Jeder hat seine Entwicklung vor sich, und um sich diese Entwicklungsmöglichkeit zu geben, müssen alle sich zu vereinigen suchen.

Genauer noch, um „Bewegung zu machen” (sich dadurch zu erfinden) muss die Jugend sich als Kraft organisieren : Eine soziale, kulturelle und politische Kraft, eine Kraft die nicht auf die Altersklasse reduzierbar ist, sondern die durch klar abgesteckte Ziele erkennbar ist, die „in der Gegenwart” die Entwicklung aller betreffen, und an zweiter Stelle muss sie lernen, „anders” (wie ein Jugendlicher von Kultur) zu handeln, zu denken, dazusein, sich zu verhalten. Unter dieser Bedingung schlägt „OBJEKTIV JUGEND” sehr konkret vor, ein Interpretenverhalten aufzugeben und stattdessen eine Seins- und Handelnsart und -weise anzunehmen (zu erfinden), die darin besteht, seine eigene Rolle zu spielen, Akteur zu sein. Interpret oder Akteur ? Betrachten wir uns die Frage etwas genauer.


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nach Jugend von Natur und Jugend von Kultur
Akteur und Interpret

Akteur und Interpret

Wir haben die Frage des Akteurs und des Interpreten unter verschiedenen Umständen, in vielfältigen Zusammenhängen angesprochen. (Wir verweisen insbesondere auf die Nr. 2 von Les Périphériques vous parlent). Wir beschränken uns hier darauf, ein „Feld” zu umschreiben, in dem man das Verhalten des Interpreten und des Akteurs durchleuchten kann. Wir machen es von einem ganz besonderen Zusammenhang ausgehend, dem des „Wandels”, der die Krise ernährt. Wir versuchen insbesondere, herauszufinden, wie das, was man als „Rückstand der Denkgewohnheiten” qualifiziert, „den Mangel an Anpassung an den Wandel” verstärkt, einen Mangel, der sich gleichzeitig auf Arbeitswelt, Ausbildung, Gesellschaft und Kultur auswirkt.

Physiker analysieren die Probleme des Wandels unter zwei Gesichtspunkten : Wandel innerhalb einer Phase und Phasenwechsel. Dies sind zwei vollständig verschiedene Arten von Zustandsänderungen. Es besteht immer weniger Zweifel daran, dass die Krise, die die Welt heute umwälzt, einen Phasenwechsel ausdrückt. Möglicher Weise einen Zivilisationswechsel ? Wir sind davon überzeugt, dass die radikalen Umwälzungen, die die Mutationen in der Industrie in den letzten zwanzig Jahren hervorgebracht haben, sich am Ursprung einer neuen Phase befinden. Kurz, wir müssen der aktuellen Krise als Phasenwechsel begegnen.

Folglich müssen wir feststellen, dass eines der schwierigsten Probleme, die sich heutzutage in den fortgeschrittenen Industrieländern stellen, gerade das Fehlen einer konkreten Annäherung an die neue Phase ist. Es ist sehr schwierig, die tiefgreifende Natur des Wandels, den wir durchqueren, zu verstehen und die Auswirkungen welche die technisch-wissenschaftliche Revolution auf der Ebene von Arbeitsorganisation, Ausbildung, Gesellschaft, Kultur und Moral hervorbringt, in die Rechnung mit einzubeziehen. Sicher erheben sich von allen Seiten Stimmen, um einen tiefgreifenden Wandel zu verlangen. Doch gleichzeitig tut man so, als ob es nur darum ginge, die Existenzbedingungen im strikten Rahmen der Phase, die man überholt nennt, zu verbessern. Doch Phasenwechsel bedeutet neue Problematiken, und dies macht es notwendig, die Analyse der Probleme dieser Epoche vollständig zu überdenken.

Wir wollen vielmehr versuchen, als Beispiel einige wohlbekannte Unterschiede aufzuzeigen zwischen den Problemen, die man sich stellte in der Periode, die hinter uns liegt, und den Fragen, zu denen die Mutationen in der Industrie führen.

Das Buch von Marc'O L'UNITE DES DIFFERENCES analysiert den Unterschied zwischen einem Akteur und einem Interpreten. Man kann sich auch auf einen Artikel von Federica BERTELLI « DES MISERABLES SALLES QUI PROJETTENT UNE IMAGE TROP BLANCHE » beziehen, der in Nr. 0 von Les Périphériques vous parlent erschienen ist. In L'UNITE DES DIFFERENCES zeigt der Autor unter anderem auf, wie die Soziologie den Sinn des Wortes acteur hat verdrehen können, indem sie ihm die Bedeutung des Wortes interprète gegeben hat. Sagt das Wörterbuch nicht, dass ein Akteur ein Vermittler ist ? Um den Unterschied zwischen einem Akteur und einem Interpreten klarmachen zu können, muss man zu allererst energisch die Verwechslung dieser beiden Bezeichnungen zurückweisen.

Wenn man vom Akteur einerseits und vom Interpreten andererseits spricht, dann ist die ganze Art und Weise des Menschen, zu leben, zu betrachten, zu denken, zu handeln, davon betroffen.

Wir versuchen in der Folge, kurz zu erfassen, inwiefern sich ein Akteur von einem Interpreten unterscheidet.

Wir sagen, dass der Interpret der Mensch ist, der von mehr als hundert Jahren Taylorismus und von den Lebensbedingungen in einer Massenkonsumgesellschaft konditioniert worden ist (middle-class), die selbst aus der industriellen Massenproduktion hervorgegangen ist. Ausführendes Organ, programmierter Verbraucher, behütet vom Fürsorgestaat, ist der Interpret ein ganz ausgezeichnetes Subjekt und Objekt der Organisation. Er glaubt, dass seine Zukunft von vornherein festgelegt und seine Aufgabe klar umschrieben ist, so dass er sie, kurz gesagt, nur noch gut erfüllen muss. Wenn die Tatsachen nicht seiner Erwartung entsprechen, wenn er z. B. arbeitslos wird, wird er sich unfähig erweisen, der Lage Stirn zu bieten. Man kann verstehen, dass die Frage, die sich dem Studenten heute an erster Stelle stellen müsste, folgende ist : Lässt mich mein Studium etwas anderes als ein Interpret werden ? Nein, die Antwort lässt natürlich keinen Zweifel offen. Das Unglück will, dass er sich noch nicht einmal diese Frage stellt. Schlimmer noch : Die Professoren tragen wirklich nicht viel dazu bei, um ihnen die wahre Lage klar zu machen.

Vom Akteur sagen wir, dass er „der Autor seiner Taten” ist. Er will vor allem buchstäblich verantwortlich sein. Ursprünglich bedeutet das Wort verantwortlich sein „hinter einer Tat stehen” ; in diesem Sinne muss er lernen, zu handeln um bereit zu sein, auf die Probleme, die das Leben an jedem Schritt stellt, zu antworten. Genauer noch, er muss die nützlichen Fragen herausfinden. Nützlich für ihn als eigenverantwortlich tätigen Menschen und für die Gruppe, die ihn als solchen annimmt. Nützlich für die Gesellschaft, eine Gesellschaft, die sich unablässig an die schnelle Entwicklung der Epoche anpassen muss.

Wir möchten noch bemerken, dass sich die Frage des Akteur Menschen auf die Persönlichkeitsentwicklung stützt. Diese Entwicklung verlangt einen ganz besonderen Lernvorgang, eine Ausbildung die man als Um/Ausbildung qualifizieren könnte. Die Schule, die Universität müsste natürlich diese Um/Ausbildung der neuen Generationen sicherstellen, um ihnen zu erlauben, in der Lage zu sein, den Problemen, die die neuen Zeiten aufkommen lassen, Stirn zu bieten. Es existieren mit Ausnahme einiger Initiativen weder die Ideen, noch der politische Wille, um diese Herausforderung der Zeit anzunehmen. Die Jugendlichen werden weiterhin dazu ausgebildet, mit Mitteln, Methoden und Vorgängen zu arbeiten, die endgültig der Vergangenheit angehören.

Die Warnungen, Ideendebatten und Diskussionen zwischen Spezialisten in den Medien, Treffen zwischen Menschen, die den guten Willen haben, auf die Forderungen der Zeit zu antworten, reichen sicherlich nicht aus, um Lösungen hervorzuzaubern. Hier kommt eine Notwendigkeit an den Tag : Ein reelles Experimentierfeld zu umschreiben, einen Operationsschauplatz zu definieren, um hier Lösungen aus Praktiken heraus zu suchen, die unmittelbar den Menschen einbeziehen.

Wer sich in einer Gegenwart, die eine Zukunft hat (Definition der jugendlichen Einstellung) als Autor seiner Taten (Definition des Akteurs) verhält, lässt damit ein Projekt erwarten, das in einem gegebenen Raum-Zeit-Kontinuum denkbar und machbar ist. In einer Gegenwart, die eine Entwicklung verlangt, müssen eigenverantwortliche Menschen als Autoren ihrer Taten eine Politik einleiten, die sich auf eine Zielvorstellung stützt. Um diesen Teil abzuschließen, könnten wir hinzufügen, dass sich mit dem Verhalten eines Akteurs. Jeder die Gelegenheit eröffnet, seine Jugend selbst zu erfinden.


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nach Akteur und Interpret
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