Les périphériques vous parlent N° 2
HERBST 1994
S. 13
deutsch
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 “Ausrutscher” 

„Aber was wollen Sie denn mit den Jugendlichen machen ? Sie haben ja noch nicht einmal ein Projekt.”

Anlässlich der Demonstrationen gegen den CIP hat sich ein Minister nicht davon abhalten lassen, verächtlich auszurufen : „Aber was wollen Sie denn mit den Jugendlichen machen ? Sie haben ja noch nicht einmal ein Projekt.” Und die Medien sind ihm natürlich sofort hinterhergerannt. Gegenüber derartigen Erklärungen haben die „Jugendlichen” keine Antwort. Die Regierung wird diesen Freiraum, diese Nicht-Antwort noch einmal dazu ausnutzen, um an Stelle „der Jugend” ein Projekt für sie zu suchen. Dieses Projekt wird natürlich für „sie” nach Maß geschnitten, d.h. nach den Maßen der Regierung, das Projekt der Regierung. Aber die Jugend kann man nicht auf das Bild reduzieren, das die Verantwortlichen aller Art von ihr haben, und noch weniger auf das, was die Medien von ihr sagen. Die Regierung, aber auch die Parteien, dieVerantwortlichen, die Beobachter wissen nicht allzu gut, was zu tun ist, außer, nichts zu tun und zu warten, bis „das” vorbei ist. Man hat von Vollversammlungen der Jugend gesprochen, man hat einen Fragebogen drucken lassen, wozu ?

SCHNELLER ALS SEIN SCHATTEN
- Schnell, schnell !
- Warum schnell ?
- Weil wir in der Gegenwart leben wollen.
- Jeder lebt in der Gegenwart ?
- Jeder stellt in der Gegenwart verbittert fest, dass er seine Gegenwart nicht lebt. Er wartet nur darauf, keine Zukunft mehr zu haben.

Jedesmal, wenn die Jugend „aus ihrer Reserve ausbricht”, finden die „leitenden” Autoritäten in der Tat nichts Besseres zu tun, als sich in letzter Minute an Organisationen zu wenden, die die Jugend juristisch vertreten. Die Folgen kann man so vorhersehen. Man lädt sie dazu ein, mit Regierungsvertretern und wer weiß wem noch alles (die Regierung wird es sagen) über das, was die Jugend „braucht”, zu diskutieren.

Mit dieser Vorspiegelung falscher Tatsachen muss es ein Ende haben, denn sie kann nur dazu dienen, die Dinge so zu lassen, wie sie sind. Nach unserer Meinung ist es zunächst Sache der Jugendlichen, zu entscheiden, wann und wie sie möglicher Weise zu Vollversammlungen aufrufen wollen. Doch zunächst müssen wir wissen, was die Jugend ist, von der wir sprechen, und vor allem, was sie nicht ist. Und erst, wenn dies klargestellt ist, können wir ihr Projekt suchen, und ein Projekt erfinden, wenn sie wirklich keines haben sollte. Für uns kann sich dieses Projekt nur erstellen, wenn man die Jugend unabhängig von allen Alterskriterien betrachtet.

Folgendes ist das Ziel dieser Sondernummer von Les Périphériques vous parlent : Mit Allen, die sich in einer „kulturbezogenen” Definition von Jugend, wie wir sie im Leitartikel angesprochen haben - wiederfinden, an einer Anzahl von Punkten zu arbeiten, die zu einem Projekt führen könnten. Wir haben dieses Projekt „OBJEKTIV JUGEND” genannt.

Mit Objektiv Jugend wollen wir eine Bewegung einleiten mit Ideen, die eher Öffnungen finden als eine Theorie im engeren Sinne unterstützen wollen. Wenn hieraus eine Theorie entstehen könnte, wäre sie das Ergebnis der Aktion von Allen und jedes Einzelnen, um „Bewegung zu machen”.


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Les périphériques vous parlent, zuletzt bearbeitet am 3. Juli 03 von TMTM
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